Steinkreuz Reinprechtspölla
PositionLand/Region Niederösterreich, Bezirk Horn, Gemeinde Burgschleinitz-Kühnring
15.74484°O/48.61203°N (MGI)
706611/386100 Bundesmeldenetz (BMN/MGI)
BeschreibungDas Steinkreuz wird im Volksmund und auf der Österreichischen Karte "Schwedenkreuz" genannt. Das Kreuz weist auf der Vorderseite eine nach unten zeigende, eingravierte "Gabel" und Näpfchen auf der Oberseite aller drei Kreuzarme auf. Es existiert folgende Entstehungslegende: Als 1645 Schwedische Truppenteile plündernd und mordend das Land durchstreiften, überfiel ein Soldat an dieser Stelle eine Bäuerin. Die wackere Waldviertlerin erstach ihn kurzerhand mit einer Mistgabel, er wurde hier bestattet und das Kreuz zur Erinnerung errichtet. Damit wird die eingravierte "Gabel" erklärt.

Ada Paul ([Paul75]) meint, daß es sich bei der Gabel mit den drei Zinken um das germanische Donarzeichen handelt, und vermutet, daß es sich um einen germanischen Opferstein handeln könnte, der später "umfunktioniert" wurde.

Wahrscheinlicher erscheint mir, daß es sich bei der Gabel um die Mordwaffe handelt, mit der ein Totschlag begangen und zu dessen Sühne das Kreuz errichtet wurde. Die Steinkreuze in Schlesien weisen oftmals eingravierte Mordwerkzeuge, wie Schwerter, Armbrüste und Lanzen, aber auch bäuerliche Waffen wie Dreschflegel, Hacken und Sicheln, als Gravur auf. Eines der Kreuze von Sirgwitz besitzt ebenfalls eine, allerdings nach oben zeigende, dreizackige Gabel (siehe dazu [Hellm23]). Dazu würde passen, daß es sich laut [Paul75] wahrscheinlich um keinen Grenzstein handelt, da eine Landesgrenze hier weder nachzuweisen noch anzunehmen ist.

Die Näpfchen können ebenfalls verschieden erklärt werden: es könnte sich um Vertiefungen für Opferlichter handeln, oder um sogenannte Näpfchenbohrungen. Dabei handelt es sich um einen Volksaberglauben der meint, der Steinstaub gewisser Objekte hätte eine magische Wirkung. Der Stein wurde dazu abgeschabt und verdünnt z.B. als fiebersenkendes Mittel etc. getrunken.

Der Stein steht links an der Straße, die von Reinprechtspölla nach Osten (Loibersdorf) führt unter einem großen Baum.


Literatur: [Paul75]
Bilder/Plan
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© Stefan Lefnaer 14.03.2015